Handelskontor der Deutschen am Rialto

der Fondaco dei Tedeschi

Brötschen auf einem Schlachtenbild im Dogenpalast

venezianische Brötchen

Inschriftenstein mit Verkündigung und Schuh am ehemaligen Sitz der Bruderschaft der deutschen Schuster in Venedig

Logo deutscher Schuster

Führung Deutsche in Venedig

Protestanten, Katholiken und die Heilige Inquisition in der Lagune im Spiegel der Jahrhunderte

virtuelle Führung in Livestream/Videokonferenz möglich

 

Schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts errichtete Venedig für die äußerst wichtigen deutschen Handelspartner ein eigenes Handelshaus direkt am Rialto, den "Fondaco dei Tedeschi". Die damit gemeinten deutschsprachigen Händler - zu denen man auch Schweizer, Habsburger und Flamen zählte - spielten für die Republik vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht eine herausragende Rolle, nicht nur weil sie benötigte Handelsgüter nach Venedig brachten bzw. venezianische Waren in den Norden exportierten, sondern auch weil sie viele Steuern bezahlten und damit ein wichtiger Teil des Staatsbudgets waren.

Darüber hinaus lebte in Venedig schon früh eine regelrechte "deutsche Gemeinde", die in das Leben der Stadt integriert und ein wichtiger Bestandteil des international geprägten Gemeinwesens der Lagunenstadt war.

Mit der Reformation stellte sich für die Regierung der Republik die Frage, wie man mit diesen aus der Sicht der katholischen Kirche "Falschgläubigen" verfahren sollte: den Papst in Rom unterstützen und gegen diese Häretiker vorgehen - oder doch eher die eigenen Interessen wahren und die Lutheraner dulden? Die Venezianer blieben sich wie eigentlich immer treu: Sie stellten ihre eigenen Interessen über die des Papstes in Rom.

So entstand im katholischen Venedig schon im frühen 16. Jahrhundert im unmittelbaren Kontext der Reformation ein bedeutendes Zentrum des reformierten Glaubens. Selbst die schärfste Waffes des Papstes gegen die Falschgläubigen, die Heilige Inquisition, vermochte in Venedig nicht zu dem grausamen Instrument der Glaubenkontrolle werden wie in allen anderen katholischen Landen.

Die Deutschen fügten sich in das Leben der Lagunenstadt ein - nur die venezianischen Brötchen schmeckten ihnen nicht, so dass sie ihre eigenen Bäcker aus heimatlichen Landen mitbrachten. Einige der Katholiken unter ihnen stellten sich ganz gezielt unter den Schutz der für Venedig so wichtigen Gottesmutter: so ist das Verbandsgebäude der Deutschen Schuster gleich zweimal mit einer Darstellung der Mariä Verkündigung dekoriert. 

Wie bei den Juden tolerierte man die Andersgläubigkeit, was aber nicht ohne Protest aus dem katholischen Umfeld geschehen konnte, so dass die Protesanten und ihre Sympathisanten dazu gezwungen waren, sich möglichst unauffällig zu verhalten und sich in privatem Umfeld zu treffen, wie z.b. im Palast des Patriziers Girolamo Marcello in Santa Croce.

Wie sehr die Deutschen in die venezianische Gesellschaft intergriert waren, wird auch dadurch deutlich, dass die Deutschen gleich in mehreren Bruderschaften in Venedig organisiert waren: die Bruderschaft der Deutschen, die Bruderschaft der deutschen Schuster und die Bruderschaft der Lastenträger des Handelskontor der Deutschen

Bei der Besichtigung werden diese Kontexte je nach Themenschwerpunkt - Deutsche, Protestanten oder Inquisition in Venedig - aufgearbeitet. Es gibt vieles zu entdecken, was die Führung für Kinder wie für Erwachsene zu einem spannenden Ausflug werden lässt.

 

Stadtsechstel Venedig
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